Ein aus Sicht des Artenschutzes besonderes Erfolgserlebnis gibt es vom NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde zu vermelden, indem gleich vier junge Schwarzstörche zurück in die freie Wildbahn entlassen werden konnten. Die Jungvögel stammen aus drei verschiedenen Nestern aus den Landkreisen Stade, Cuxhaven und Uelzen und wurden den Nestern oder deren unmittelbarer Umgebung aus unterschiedlichen Gründen entnommen. So wurde der Nachwuchs eines der Nester Opfer der „Schafskälte“, die sich im Mai mit niedrigen Temperaturen und Dauerregen äußerte, was für zwei Nestgeschwister tödlich endetet. Der dritte, bereits extrem geschwächte Jungvogel, konnte gerade noch rechtzeitig gerettet und erfolgreich aufgezogen werden. Im zweiten Fall kam während der Aufzuchtphase einer der Elternvögel ums Leben. Als drei Tage nach dem Todfund der erste der beiden Jungvögel verstarb, wurde auch hier entschieden, den noch lebenden Jungvogel aus dem Nest zu bergen. Die übrigen beiden jüngst ausgewilderten Jungvögel hatten besonderes Pech, als ihr Nest kurz vor dem Flüggewerden abstürzte und sie sich nun, glücklicherweise unverletzt, auf dem Waldboden wiederfanden. Da sie aufgrund ihrer noch nicht erlangten Flugfähigkeit am Boden leichte Beute für Prädatoren gewesen wären, wurden auch sie eingefangen und übergangsweise im NABU-Artenschutzzentrum versorgt.
Dass all diese Schicksale dieser überaus heimlichen Waldvogelart überhaupt bemerkt wurden, ist einem Nestkameraprojekt zu verdanken, welches vom, in Niedersachsen für die Koordination des Schwarzstorchschutzes zuständigen, Arne Torkler, initiiert und zeitweise auch in Kooperation mit der Staatlichen Vogelschutzwarte und den Niedersächsischen Landesforsten ausgeführt wurde. Während in diesem, seit 2019 laufenden Projekt, verschiedene Fragestellungen rund um das Aufzuchtgeschehen im Mittelpunkt stehen, ist die Rettung von sonst zum Tode verurteilten Jungvögeln eine aus Sicht des Schwarzstorchschutzes unvorhergesehene, aber unschätzbar wichtige Nebenwirkung, wie Joachim Neumann vom NABU-Artenschutzzentrums erläutert: „Die Installation der Kameras dient neben der Nestüberwachung in erster Linie dazu, herauszufinden, warum es relativ häufig zu Brutverlusten bei den Schwarzstörchen kommt. Mittlerweile haben wir in den letzten fünf Jahren 14 junge Schwarzstörche im NABU-Artenschutzzentrum aufgenommen und später wieder ausgewildert, deren Notlage nur mit Hilfe der Nestkameras bemerkt wurde. Bei etwa 50 Brutpaaren in ganz Niedersachen ist das ein ganz bedeutender Beitrag zum Erhalt dieser faszinierenden Tierart“.
Wer Sichtungen von Schwarzstörchen gemacht hat, kann diese gerne an ornithologie.torkler@gmx.de melden.