Für viele junge Mauersegler ist die derzeitige Hitze tödlich: Weil Mauersegler vor allem in hohen Gebäuden unter Dächern und in exponierten Nistkästen brüten, erhitzen sich ihre Nistquartiere mitunter extrem. Auf der Suche nach Abkühlung am luftigen Nesteingang stürzen dann immer wieder Jungtiere ab und bleiben hilflos am Boden liegen.
„Selbst wenn sie den Sturz unverletzt überstehen, sind ihre Überlebenschancen leider marginal. Denn im Gegensatz zu anderen Vogelarten füttern Mauersegler ihre Jungen nicht außerhalb des Nestes“, erklärt die Leiterin des NABU-Artenschutzzentrum Leiferde Bärbel Rogoschik. Helfen lasse sich den Jungvögeln nur mit einer Handaufzucht, die aufwändig und bei Verletzungen oftmals erfolglos ist.
Für den Mauerseglerbestand sind solche – trotz aller Tragik zur Natur gehörende – Unglücksfälle im Normalfall problemlos verschmerzbar. „Die Krux ist, dass wir beim Mauersegler keinen Normalfall haben, sondern einen Problemfall: Die Bestände sind im Sinkflug, weil es viel zu wenige Nistplätze gibt und auch die Nahrung knapp ist“, erklärt die NABU-Expertin.
„Nistquartiere an Gebäuden gehen verloren, weil bei Sanierungen viel zu selten an die tierischen Mitbewohner gedacht wird, obwohl das vorgeschrieben ist“, sagt Bärbel Rogoschik. „Bei Mauerseglern und Co. herrscht Wohnungsnot. Dabei sind Gebäudesanierungen auch vogelfreundlich möglich.“ Weil Mauersegler Insekten fressen und deren Bestände unter anderem durch den starken Gifteinsatz in der Landwirtschaft und sogar in häuslichen Gärten zurückgehen, fehlt es den rasanten Fliegern zudem oft an Nahrung.
„Wer Mauerseglern helfen möchte, kann Nistmöglichkeiten an Gebäuden schaffen – etwa durch spezielle Mauerseglerkästen – und auf Gift im Garten verzichten. Für abgestürzte Jungsegler komme indes in aller Regel jede Hilfe zu spät.
Weitaus bessere Überlebenschancen haben dagegen Jungvögel anderer Arten, die naturgemäß bereits das Nest verlassen haben, ohne schon richtig fliegen zu können. „Diese Jungvögel sollte man auf jeden Fall an Ort und Stelle belassen, weil sie von ihren Eltern weiter gefüttert werden, sobald die Menschen verschwunden sind“, erklärt Rogoschik. Sinnvoll sei allenfalls, die Jungvögel von der Straße oder dem vielbegangenen Gehweg in den Grünstreifen daneben umzusetzen. Wer Jungvögel mitnimmt, tue ihnen dagegen keinen Gefallen. Zumal bei anderen Arten die Überlebenschancen nach der Handaufzucht noch weitaus schlechter stehen als bei Mauerseglern.